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Babelsberger Bagatellen
Anmerkungen zur aktuellen Lyrik
„Die Anmaßung der Vernunft schlägt bei den neuen und neuesten DichterInnen in taumelnde Herzensleere um. Was aus Magie und Imagination im Modus poetischer Systeme dekonstruiert wird, ist regungslos: viel schlaue Gedichte um wenig mehr als nichts.“
Setze dir Grenzen und du wirst an sie stoßen
Es gibt derzeit kein lehrbares zeitgemäßes Wissen über eine Poetik des Intuitiven, Undefinierten, Magischen, Hellhörigen. Weder als verfahrenserprobtes Prozeßdesign - für eine adäquate sprachliche Könnensverfassung - noch als evaluierbare Wirkungsempirie, gibt es diesbezüglich Gesichertes vorzutragen.
Über die Tauglichkeit der in abendländischen Wissensdepots seit der Antike abgelegten Poetiken muß sich dringend neu verständigt werden. Wenn die deutschsprachige Poesie auf Augenhöhe mit den natur- wissenschaftlichen Erkenntnisweisen auf den Bühnen des Menschheitswissen wieder mithalten will und nicht nur an Hinterausgängen herumlungern soll, wird sie selbstbewusst beizutragen haben beim Training von frequenzerhöhten Sprechmodulen für lebenstaugliche Bewußtseinssprünge als nächstem Schritt der Evolution.
Lyriker wissen es dabei nicht besser; manche sind aber, und ich zähle mich hier dazu, als moderne Schamanen mehr mit Intuition als Kognition befaßt. Sie sind in ihrer Praxis nicht irrational, denn sie vermögen das chronisch kognitive Distanzhalten bei ihren Zuhörern/ Lesern in Bezug auf den Körper, die Seele und den Tod aufzulösen, und arbeiten damit heilsam. Kleiner dürfen es die Dichter derzeit auf diesem gefährdeten Planeten nicht haben.